Meldungen aus dem Landesverband Berlin
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150 Jahre Frieden von Frankfurt

Das Spandauer Denkmal für die Einigungskriege auf dem Friedhof "In den Kisseln" 2020 Martin Bayer

Mit der Unterzeichnung des „Friedens von Frankfurt“ am 10. Mai 1871 wurde der Deutsch-Französische Krieg (1870-1871) formell beendet. Die Kampfhandlungen waren längst eingestellt, und die Unterzeichnung bestätigte und erweiterte den am 26. Februar desselben Jahres geschlossenen Vorfrieden von Versailles.

Seit dem Beginn des Krieges hatten sich die politischen Rahmenbedingungen in beiden Ländern überaus verändert: Aus dem Zweiten Kaiserreich unter Napoleon III. war in Frankreich die Dritte Französische Republik entstanden. Die deutschen Einzelstaaten hatten sich indes am 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich vereinigt; als Reichsgründungstag fungierte der 18. Januar 1871, an dem der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles zum Deutschen Kaiser proklamiert wurde. Dies geschah exakt 170 Jahre nach der Krönung von Friedrich III. von Brandenburg zum ersten preußischen König Friedrich I., womit das Königreich Preußen gegründet worden war – und Preußen sollte auch im neuen deutschen Staat tonangebend bleiben.

Als Folge des Friedensschlusses musste Frankreich Elsass-Lothringen ans Deutsche Reich abtreten. Als Reparationen hatte Frankreich zudem 5 Mrd. Goldfrancs (1.450 t Feingold) zu entrichten, und bis zur vollständigen Bezahlung dieser massiven Zahlungen 1873 blieben deutsche Besatzungsgruppen in mehreren Departements.

Die daraus folgende französische politische Zielsetzung, die „Schmach von 1870/71“ zu revidieren, führte auch zu den harten Bedingungen des Versailles Vertrages nach dem Sieg der Entente im Ersten Weltkrieg (1914-1918) – und auch der Ort der Vertragsunterzeichnung 1919 war mit dem Spiegelsaal von Versailles bewusst gewählt worden.

Die Dritte Französische Republik sollte bis zum 10. Juli 1940 fortbestehen, nach ihrer Niederlage im nächsten Krieg und temporär abgelöst durch das mit dem nationalsozialistischen Deutschland kollaborierende Vichy-Regime. Das Deutsche Reich von 1871 war mit dem Ende des Ersten Weltkriegs längst untergegangen, und die demokratische Deutsche Republik, ausgerufen am 9. November 1918, war durch die Nationalsozialisten 1933 beendet worden. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstanden in Frankreich und Deutschland neue Republiken.

Wie im restlichen Reichsgebiet wurden auch in Berlin nach dem Frieden von Frankfurt zahlreiche Denkmäler zur Erinnerung an die Einigungskriege von 1864, 1866 und 1870/71 errichtet. Das bekannteste ist sicherlich die 1873 eingeweihte Siegessäule, die ursprünglich vor dem Reichstagsgebäude stand. Im Stadtgebiet und auf Friedhöfen finden sich Denkmäler für die deutschen Gefallenen, aber auch für die in Kriegsgefangenschaft verstorbenen französischen Soldaten, beispielsweise auf dem Spandauer Friedhof „In den Kisseln“.

Jene Denkmäler erinnern uns heute an den Frieden vor 150 Jahren, der nur wenige Jahrzehnte andauerte, an die nicht erst seitdem komplexe und auch gewaltreiche deutsch-französische Geschichte – und an die Kostbarkeiten der deutsch-französischen Aussöhnung und des gemeinsamen Friedens seit 1945. Frieden und Freundschaft werden gern als Selbstverständlichkeiten wahrgenommen, doch es sind wir alle, die immerwährend dazu aufgerufen werden, diese Errungenschaften zu bewahren.

Text: Martin Bayer