Mein FSJ beim Volksbund 2021/22

Einblicke in die historisch-politische Bildungsarbeit

Im September 2021 begann ich mein FSJ Politik im Landesverband Berlin des Volksbundes für Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Dass sich in dieser Zeit die Corona-Pandemie auf einem Höhepunkt befand, heißt nicht, dass ich die sechs Monate, die ich in meiner Einsatzstelle verbrachte, nichts anderes tat, als zu Hause hinter meinem Dienstlaptop zu sitzen. Im Gegenteil: es war eine unglaublich spannende Zeit, aus der ich sehr viel mitgenommen habe und in der ich das erste Mal in meinem Leben auf einer Kriegsgräberstätte im Ausland stand. 
  
An einem typischen Arbeitstag bin ich mit der U-Bahn zum Nollendorfplatz gefahren und ins Büro in der Kurfürstenstraße gegangen. Als erstes hieß es dann immer E-Mails checken und beantworten und dann warteten verschiedene spezifische Aufgaben auf mich, je nachdem welche Projekte gerade anstanden. 
  
So arbeitete ich zum Beispiel viel mit dem Jugendarbeitskreis zusammen. Dieser besteht aus ehrenamtlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich für den Volksbund engagieren. Es fanden regelmäßige Treffen statt, in denen gemeinsame Aktionen, wie zum Beispiel Pflegeeinsätze auf Friedhöfen oder die Ausarbeitung der Volkstrauertagsveranstaltung in der Gedenkstätte Plötzensee geplant wurden. Als ich mein FSJ im Sommer begann, fanden diese Treffen in Präsenz statt, mit steigenden Inzidenzen wechselten wir dann auf Microsoft Teams. 
Außerdem habe ich die Vereinsstrukturen kennengelernt, indem ich an Vorstandssitzungen, Mitgliedertreffen und Büromeetings dabei war.
  
Es gab auch einige Veranstaltungen, an denen ich teilnehmen konnte. Hierbei handelte es sich um historische Diskussionsrunden mit Expertinnen und Experten, eine Umbettung auf einem Friedhof, Gedenkfeiern, und vor allem um die zentrale Feierstunde zum Volkstrauertag im Reichstagsgebäude. Durch die Pandemie fiel diese in einem wesentlich kleinerem Rahmen als gewöhnlich aus, jedoch war das, was ich erlebt habe sehr eindrucksvoll und emotional und ich bin sehr froh, ein Teil davon gewesen zu sein.
  
Am meisten Spaß hatte ich an den vielfältigen historisch-politischen Bildungsprojekten, die während meiner Zeit beim Volksbund einen großen Teil einnahmen. Dazu zählten neben einigen Besuchen mit verschiedenen Lerngruppen auf Friedhöfen und Kriegsgräberstätten, auch eine deutsch-polnische Jugendbegegnung sowie die Begleitung einer Gruppe von Lehramtsanwärterinnen und -wärtern in die Internationale Begegnungsstätte Albert Schweitzer in Niederbronn-les-Bains im Elsass in Frankreich.
  
Bei solchen Projekten war ich sowohl am Organisationsprozess als auch bei der Durchführung und Nachbereitung beteiligt. Das im Nachhinein zu reflektieren fühlt sich immer noch toll an. Es hat mir vor allem immer großen Spaß gemacht, zu sehen, wie sich junge Menschen mit der Geschichte auseinandersetzen, wenn sie an Orten sind, die direkt mit ihr zu tun haben. 
  
Das habe ich auch an mir selbst gemerkt. In Niederbronn-les-Bains konnte ich die Zusammenhänge der deutsch-französischen Geschichte auf eine ganz andere Weise nachvollziehen, als das in meinem Geschichtsunterricht vor Büchern und Dokumentationen möglich war. Für mich ist das eine Erfahrung, die mir auch besonders gezeigt hat, wie wichtig die Bildungsarbeit ist, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge leistet, und ich freue mich sehr, dass ich so viel darüber lernen konnte. 

Bevor ich meinen Freiwilligendienst begann, und auch währenddessen, habe ich immer, wenn ich erzählte, wie meine Einsatzstelle heißt, eher von älteren Menschen ein “ach klar, kenne ich” gehört, als von jüngeren. Wenn ich jetzt mal so zurückschaue, ist das schon ein bisschen verrückt, denn währenddessen hatte ich wirklich viel mehr mit jungen Leuten zu tun, als mit älteren. 
  
Mein FSJ beruhte sehr viel auf Austausch und meine Kolleginnen und Kollegen im Landesverband Berlin haben mir ermöglicht, dass ich mich in verschiedenen Formen auf verschiedenen Ebenen einbringen konnte. Dass es neben Bürotätigkeiten, wie E-Mails schreiben, Listen verwalten und Unterlagen ausdrucken, eben auch wirklich große praktische Anteile und Events gab, hat mir sehr gut gefallen. Klar war in Hochphasen der Pandemie auch manchmal Homeoffice angesagt, aber nie wochenlang, sondern, wenn dann immer nur einzelne Tage. Ich habe Einblicke in viele Arbeitsbereiche bekommen und bin dankbar, für den vielfältigen Input, den ich erhalten habe. 
  
Doch es gab nicht nur die Arbeit in meiner Einsatzstelle, sondern es ziehen sich durch das gesamte Jahr auch die Seminare vom IJGD, dem Träger meines FSJ. Hier konnte ich andere junge Menschen kennenlernen, die auch ein Jahr im politischen Leben verbrachten. Wir beschäftigten uns mit verschiedenen Themen und hatten einfach eine gute Zeit zusammen. 
  
Ich kann nur sagen, dass mich mein FSJ beim Volksbund sehr bereichert hat. Ich habe viel gelernt, über mich selbst, über Geschichte und Politik, meine Einsatzstelle und so viel mehr. Dabei habe ich immer großartige Unterstützung erhalten und mich sehr, sehr wohlgefühlt. Ich glaube, das sind die besten Möglichkeiten, um ein erstes Mal „Arbeitsluft zu schnuppern“ und so ein bisschen mehr zu konkretisieren, in welche Richtung man später gehen möchte. Zusammenfassend kann ich es also wirklich nur empfehlen. 
 
 Text: Johanna Greeske

Ein paar Impressionen aus meinem Freiwilligendienst